Rezension: Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen

by - Februar 26, 2019


Titel: Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen
Autor/in: Ava Reed
Verlag: Ueberreuter
Genre: Jugendbuch
Ausgabeform: Ebook, Hardcover
ASIN: B07J5Y19S2
ISBN: 978-3-7641-7089-9
Seitenanzahl: 320
Preis: 14,99€ [D]; 16,95€ [D] (Hardcover)

Klappentext:
Leni ist ein normales und glückliches Mädchen voller Träume. Bis ein Moment alles verändert und etwas in ihr aus dem Gleichgewicht gerät. Es beginnt mit zu vielen Gedanken und wächst zu Übelkeit, Panikattacken, Angst vor der Angst. All das ist plötzlich da und führt zu einer Diagnose, die Leni zu zerbrechen droht. Sie weiß, sie muss Hilfe annehmen, aber sie verliert Tag um Tag mehr Hoffnung. Nichts scheint funktionieren, keine Therapie, keine Medikation. Bis sie Matti trifft, der ein ganz anderes Päckchen zu tragen hat, und ihn auf eine Reise begleitet, die sie nie antreten wollte …

Ein Buch, das Hoffnung macht.

Inhalt:
Leni geht in die 12. Klasse und macht gerade ihr Abitur. Doch irgendwie hat sich etwas verändert. Sie trifft sich immer seltener mit ihrer besten Freundin, hat keine Lust mehr aufzustehen und panische Angst vor Prüfungen. Aber sie kann das, was sie fühlt, fast nicht in Worte fassen und nimmt deshalb auch keine Hilfe an. Bis dieses Gefühl die Oberhand gewinnt und sie immer mehr zu versinken droht. Als Leni dann endlich merkt, dass sie Hilfe braucht, realisiert sie, dass ein langer und steiniger Weg vor ihr liegt...

Meine Meinung:

Depressionen. Panikattacken. Angststörungen. 

Diese und viele weitere psychische Erkrankungen werden von der Gesellschaft stillgeschwiegen. Betroffene haben Angst, über ihre Krankheit zu reden, weil sie meist nur belächelt werden und gesagt wird, dass das nur eine Phase ist oder dass sie nur Aufmerksamkeit wollen. Aber was ist, wenn es mehr als das ist? Was ist, wenn die Angst einen überrollt und man keine Worte mehr findet, um sie zu beschreiben? Was ist, wenn man sein Leben nicht mehr lebenswert findet?


Ich selbst bin leider auch schon öftersöfte diesen Krankheiten in Berührung gekommen, allerdings nicht, weil ich selber betroffen bin, sondern weil zwei Menschen aus meiner Familie an Depressionen leiden. Eine dieser beiden Personen ist momentan auch in stationärer Behandlung und ich glaube zwar nicht, dass es für die Angehörigen genauso schlimm ist, wie für die Betroffenen selbst, allerdings leidet man genauso darunter und macht sich Vorwürfe, ob man immer alles richtig gemacht hat und fragt sich, wie man helfen kann.
Deshalb musste ich "Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen" lesen, weil ich gerne wissen wollte, wie man am Besten damit umgehen kann und wie es sich anfühlt, selbst davon betroffen zu sein.

"Manchmal denkt man, die Depression und die Angst würden einem alles nehmen, was man hat und liebt. Aber die Wahrheit ist, dass nicht die Krankheit das entscheidet, sondern du."

Das Buch wird größtenteils aus der Sicht von Leni erzählt. 
Leni war mir von Anfang an sympathisch. Sie ist immer sehr greifbar gewesen und ich konnte ihre Emotionen und Handlungen gut nachvollziehen.
Zu ihren Eigenschaften kann ich nicht allzu viel sagen, weil sie sich im Laufe des Buches öfters mal verändern. Aber eins kann ich mit Sicherheit sagen: Sie ist eine unglaublich starke Kämpferin, obwohl sie eine große Last zu tragen hat.

Matti ist der andere Protagonist, der aber erst ab ungefähr einem drittel auftaucht.
Er kam mir anfangs zugegebenermaßen etwas seltsam vor, aber das liegt einfach an der Krankheit, die ihn schon sein Leben lang begleitet. Matti ist ein sehr humorvoller, netter und lustiger Typ, der noch nicht viel von der Welt gesehen hat.

Der Schreibstyl von Ava Reed war wieder wirklich gut und dadurch hatte ich auch an keiner Stelle des Buches Probleme, irgendetwas nicht zu verstehen. Außerdem hat mir die Gliederung sehr gut gefallen, denn man lernt Leni am Anfang ganz normal kennen. So wie sie war, bevor die Krankheit ein Teil von ihr wurde. Es ist ein schleichender Prozess, den man gut verfolgen kann und dadurch auch besser das Krankheitsbild versteht.

Die Geschichte von Leni und Matti hat keine unvorhersehbaren Wendungen und keine großen Überraschungsmomente, aber dafür ist sie echt. Echt, nicht in dem Sinne, dass es Leni und Matti wirklich gibt, aber es gibt wirklich Menschen, denen es ähnlich geht und denen dieses Buch vielleicht etwas Kraft schenken kann. Und das ist auch das Schöne an Avas Büchern. Sie sind realitätsnah aber haben auch immer eine positive Message.

"Es ist immer eines da. Immer. In jeder Dunkelheit brennt ein Licht. Man muss es nur finden, Leni."

Die Tagebucheinträge von Leni (die Ava handgeschrieben hat) haben dem Ganzen dann noch eine persönliche Note verliehen. Und weil die Autorin auch selber einen Bezug zu dem Thema hat, wirkte alles nochmal viel echter und authentischer.

Ich möchte keineswegs sagen, dass die Geschichte von Matti und Leni perfekt ist. Das ist sie nämlich ganz und gar nicht. Aber gerade dieses Unperfekte, macht das Buch perfekt, auch wenn es komisch klingt. Mir hat die Geschichte von Leni und Matti unheimlich geholfen und teilweise die Augen geöffnet, auch wenn es nicht bei jedem genauso abläuft, wie bei den beiden. Mich haben einige Dinge etwas verwirrt, weil es bei denjenigen, die ich kenne, ganz anders abgelaufen ist aber: Jede Krankheit ist genauso individuell, wie jeder Mensch auch. Deshalb war das für mich auch in Ordnung.

Das Nachwort der Autorin und ein paar kurze Worte von Betroffenen haben das Buch perfekt abgerundet und mir Tränen in die Augen getrieben. 

Meine Bewertung:

Abschließend kann ich nur sagen: Lest dieses Buch! Egal, ob ihr selbst betroffen seid, jemanden kennt, der betroffen ist oder ihr euch einfach nur mit dem Thema befassen wollt. Ich kann euch die Geschichte von Leni und Matti wirklich ans Herz legen. "Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen" ist ein so einzigartiges Buch, dessen Geschichte ich niemals vergessen möchte. Deshalb erhält das Buch auch 5/5 Blumen.

*Rezensionsexemplar

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